Barbara Wegener, Model

Wieviel Erfahrung hast du mit dem Thema "Akt" und wie ist es dir ergangen?

Aktmodell stehen ich schon länger in einigen Malschulen, das ist an sich nichts neues für mich. Was jedoch neu war, war die Aktfotografie. Besonders mich auch zu sehen.
Man könnte sagen, es ist ein Selbstschutz zu sagen, eine Aktzeichnung hat sehr wenig noch mit mir selber zu tun. Das kann ich mir angucken ohne mich selber kritisch auf dem Bild zu sehen.
Ich sage gerne und mag die Aussage, das ein Bild, egal ob Zeichnung, Malerei oder Fotografie, viel mehr über den/die Künstler/in aussagt, als über mich als Model.
Trotzdem sehe ich mich auf einer Fotografie kritisch, denn das bin nun mal ich. Das hat 100% etwas mit mir zu tun. Das ist so wie ich aussehe.
Kurz dazu, ich bin zufrieden mit meinem Aussehen, ansonsten hätte ich auch ein großes Problem mit meiner Berufswahl. Natürlich gibt es Teile an mir, die ich an mir mehr und weniger mag, bzw. sie kritischer beäuge. So bin ich generell ein sehr selbstkritischer Mensch und bin auch immer noch gespannt wohin mich dieses Projekt noch führt.
Für mich ist die Fotografie eine Herausforderung und ich muss zugeben, meiner Befürchtung entgegen, war es mir nicht unangenehm.

Entgegen der Besträubung keine Aktshootings zu machen, hatte ich dann letztes Jahr mein erstes. Mit einem Fotografen den ich auch sehr vertraue. Ich war sehr zufrieden. Das hat mich überhaupt erst auf die Idee gebracht dieses Projekt zu machen.
Er hat eine so schöne Art zu fotografieren und ich war so positiv überrascht von den Bildern, dass ich dachte "wow, es gibt auch schönen Akt" (an dieser Stelle muss ich mich entschuldigen, ich stehe der Aktfotografie extrem kritisch gegenüber) und es ist ein schöner Akt von mir selbst und dazu von dem Körperteil mit dem ich nicht so zufrieden bin.
Ich fand es faszinierend, dass mir das Bild so gut gefallen hat, obwohl genau der Teil im Fokus ist der mir persönlich gar nicht gefällt. Das hat mich auf diese Idee gebracht zu fragen, woran liegt das eigentlich. Ich bin ja nicht anders, also wo ist der Unterschied.
Genau diese Frage habe ich mir auch schon beim Bodypainting gestellt. Natürlich lässt sich durch Schatten und Farbe etwas mal verändern und kaschieren, aber im Grund verändert sich ja meine Form nicht, also warum fühle ich mich damit besser
 Ich sage dann gerne: "I look better when I‘m painted."

Wann kannst du sagen, dass dir ein Bild gefällt?

Ich mag Bilder, wenn ich sehe da hat jemand es geschafft irgendwie einen Moment von mir einzufangen der mich als Menschen widerspiegelt.
Wo ich sage „Ja, das bin ich“ und dann ist es mir egal, ob ich gerade eine Grimasse ziehe oder ob man mich irgendwie "unvorteilhaft" fotografiert oder dergleichen. Sondern es ist einfach echt. Für mich muss ein Bild irgendwie echt sein.

Für mich haben auch Beautybilder mit einer starken Retusche eine Daseinsberechtigung. Man sollte sich nur bei der Betrachtung das immer mit vor Augen halten. Und auch hier ist mir wichtig, dass ich einen Menschen noch dahinter erkenne mit einem Ausdruck im Gesicht. Etwas das mir zeigt, dass der Mensch in dem Moment gelebt/ gedacht/ gefühlt/ gehandelt hat.

Was ist deine Definition von "Schön" ?

Ich habe lange darüber nachgedacht und ich denke mein Fazit ist:
Schön ist etwas, was mich berührt.

Dann muss ich natürlich weiter fragen, was berührt mich?
Und die Antwort ist wohl so Vielfältig wie das Leben selbst, eine Geschichte oder auch nur ein Wort, eine Situation oder auch nur ein einziger Augenblick, ein Mensch mit all seinen Ecken und Kanten oder manchmal auch nur eine Seite an jemandem.
Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch schön sein und mit seiner Einzigartigkeit berühren kann. Das Wichtigste dabei ist für mich, dass es ehrlich und wahrhaftig ist, das es von Herzen kommt.
An dem Punkt muss ich an Hannes Häfeles Worte denken, der im Interview sagte, etwas kann so schön sein das es weh tut. Ja, das denke ich auch. Schönheit kann mich so stark berühren, dass es weh tut.

Außerdem bin ich der Meinung, dass Schönheit nicht nur über den Körper definiert wird, sondern mehr über Dinge die wir eigentlich gar nicht beeinflussen können, wie das Licht, der Moment, die Situation und die Atmosphäre. Also etwas was wir im alltäglichen Leben ergreifen und verändern können.
Manchmal genügt es die Perspektive zu ändern oder das Licht, um einen neuen Blickwinkel zu bekommen und seine Meinung zu ändern. Wie man in einem Sprichwort so schön sagt: „Jemanden in einem anderen Licht sehen.“
Mir ist schon bei mir selber aufgefallen, dass ich mich gefragt habe, ob ich gerade den Menschen mag oder es der Moment ist, der diesen Menschen so besonders macht.

Kannst du deine Meinung und Gedanke Anhand der Studie fest machen ?

Alle haben sehr auf Augen und Gesicht geachtet und auf Details.
Ebenso auf meine Haare, dazu muss ich auch sagen, dass ich sehr lange und gepflegte Haare habe.
Einige sind sehr nah an mich ran gekommen, besonders um die Augen zu sehen. Der ein oder andere hat  schon vorher mich sehr genau betrachtet und hat diese Ungleichmäßigkeit in meinem Gesicht genau wahr genommen, z.B., dass ich unterschiedlich große Augen habe. Augen scheinen ein wichtiges Thema im Zusammenhang mit dem was wir schön finden zu sein. Augen sind der „Spiegel der Seele“ oder wir blicken durch die Augen „in die Seele“.
Ja, ich bin davon überzeugt, dass uns die Augen sehr viel über einen Menschen verraten und das ein Blick uns sehr stark beeinflusst in dem, ob wir einem Menschen wohl gesonnen gegenüber sind oder nicht.

Ein weiterer Punkt der mir aufgefallen ist, dass einige Formen, abstrakte bzw. geometrische Formen gesucht haben. Man sagt ja gerne "Ich mag deine Ecken und Kanten". Also denke ich, spielt auch das eine Rolle in der Frage, was wir schön finden.

Was mir aus den Interviews hängen geblieben ist, war die Aussagen von einem Fotografen der meinte, er wollte etwas spannend machen. Er fand die Pose langweilig und da er sie nicht ändern durfte wollte er Spannung erzeugen. Im Grund war er auch nicht der einzige der diese Aussage macht, nur hat er sie bei einer Pose sehr explizit getroffen. Und vielleicht machen wir das auch im Alltag wenn wir etwas sehen und es ist uns zu glatt, zu gleichmäßig und zu langweilig, dass wir dann das Spannende suchen, das Interessante, das was es anders macht.
Vielleicht muss ich noch ein bisschen Näher auf die Situation eingehen. Es ging um die letzte Pose, die an sich sehr ruhig und innig war. Er wollte jedoch die kälte des Raumes und die Atmosphäre mit einfangen und mir dadurch eine Unruhe geben. Also nicht ich oder die Pose haben ihn beeinflusst und sollte das Bild schön machen, sondern die Atmosphäre des Raumes.

Dazu kommt mir dann noch die Frage, warum ist langweilig negativ? Warum das vermeidlich langweilige nicht so nehmen wie es ist, warum es ändern?

Wie erging es dir ?

Am Anfang war ich sehr aufgeregt.
Besonders weil die ganze Situation einfach sehr neu und aufregend war.

Ich kannte den Raum nicht wirklich, die meisten Künstler nicht, wusste nicht genau wie die Posen und das Setting ankommen würde. Ich fragte mich, ob die Fotografen und Künstler zurecht kommen würden und auch wirklich verstanden hatten, was ich von ihnen verlange. Natürlich war ich auch nervös, ob ich das Posing so durchhalten würde. Ob alle Posen klappen und ob ich sie so genau wiederholen kann, damit auch wirklich jeder die selbe Grundlage hat zum Arbeiten.
Völlig neu war der Abstand der Künstler. Da ich jedem frei gelassen habe, wie weit oder nah er/ sie mir kommt, musste ich auch die Nähe ertragen. Jedoch habe ich selber gemerkt, wie ich mich recht schnell dann doch bei jedem einzelnen entspannen konnte. Dazu natürlich auch einige Posen, die eher geöffnet waren, die ich zwar bewusste gewählt habe, jedoch trotzdem ein unbehagliches Gefühl auslösen je nachdem von wo aus fotografiert oder gemalt wird. Da musste ich auf die Künstler vertrauen.

Wie war es nackt zu sein, besonders, weil du meintest, dass du normalerweise Aktshootings immer verneinst ?

Ich fand es zunehmend spannender. Besonders die Unterschiedlichen Stile und Herangehensweisen zu sehen. Ich merke wie ich ein Stück weit objektiviert werde und auch für mich selber teilweise in den Posen vergessen hatte nackt zu sein. Ich dachte gar nicht mehr darüber nach und bin einfach sehr bei mir selbst geblieben.
Auch die Zeit, wenn der Fotograf/die Fotografin mich einfach nur angeguckt und gesucht und beobachtet hat fand ich eigentlich schön. Nicht daraus, dass ich es toll finde angeguckt zu werden, denn der Blick ist eher suchend, erforschend und kritisch, sondern weil es ein positives und wohlvollendes Betrachten ist.
Es hatte eine gute Atmosphäre. Trotzdem würde ich weiterhin nur sehr ausgewählte Aktshootings machen und sonst bei der Malerei, Zeichnung oder beim plastizieren bleiben.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.

Erstelle deine eigene Website mit Webador