Hannes Häfele, Fotograf aus Berlin

Du hast zwei Blitze auf zwei Stativen im Raum aufgebaut und einmal mit und einmal ohne Blitz fotografiert. Was ist dein Gedanke dahinter?

Der Raum hat ganz ganz neutrales Licht gehabt. Und sehr weiches mit sehr vielen Lichtern, was dazu führt, das das Bild ein Stück weit sehr flach wirkt. Wenn man ein hartes Licht setz, sehr punktuell erzeugt man mehr Dramatik.
Ich wollte ein bisschen mehr, zumindest den Unterschied sehen, wenn es dann knackiger, härter wird. Was sich vielleicht davon unterscheidet, wie wenn man mit neutralen Licht eine neutrale Pose, Staute im Museum anschaut. Mit dem härteren Licht ist es mehr wie auf einer Bühne.

Verändert das die Atmosphäre und was ist das besondere an dem harten und weichen Licht?

Natürliches Licht hat immer die Atmosphäre die der Raum hat. Damit wirkt der Raum sehr stark.
Mit dem harten geblitzten Licht ist es so, dass die Konzentration viel mehr auf das Objekt gerichtet wird, also auf dich in dem Fall, und auf die Pose.
Beim natürlichen Licht kann man dich raus löse z.B. durch die Unschärfe.
Mit dem harten Licht kann man nur ein bestimmten Teil des Körpers ablichten und das Licht richten.

Das harte Licht ist dabei ein Stück weit schwieriger, weil es verzeiht weniger. Wenn man weiches Licht hat, das verzeiht jegliche Hautunreinheiten, Falten, alles was man nicht als Allgemein Schön im Sinne von „eingänglich“ und „einfach zu konsumieren“ definieren würde.
Schön kann man ja anders definiert. Schön ist etwas das einen so sehr berührt, dass es einem sogar weh tun kann. Das wäre dann nicht leicht zu konsumieren oder zu verdauen. Und das lässt sich mit einem härteren Lichter wahrscheinlich eher erzeugen.
Das weiche Licht lässt sich anschauen, man kann gleich sagen, ja hier schöne Pose ect… aber man erzeugt keinen so großen Unterschied. Gestalterisch wird das spannender wenn man dann das Licht ersetzt und auf manche Körperteile fällt dann das Licht und auf andere wieder nicht.
Der Blick wird dann auf manche Körperteile explizit gerichtet und andere sieht man gar nicht und der Kopf muss das Bild praktisch vervollständigen.
Der Kopf muss mehr arbeiten.
Man sieht es tatsächlich in einem anderen Lichtern. Und wenn man die Dinge in einem anderen Licht sieht, sieht man es anders. Dann kann es mal bedrohlich wirken oder nicht oder geheimnisvoll.
Auf der Bühne sieht man das oft sehr schön.

In einem gleich ausgeleuchtetem Licht siehst du in deiner Pose eigentlich immer gleich aus. Natürlich gibt es dann unterschiedliche Perspektiven auf dich zu Blicken, auch unterschiedliche Objekte und Brennweiten durch die man dann schaut, aber das Licht macht keinen Unterschied. Wenn ich jetzt ein Licht setze und ich stelle mich zum Blitz ist alles flach und gleichmäßig ausgeleuchtet, stehe ich dagegen habe ich eine Silhouette. Da entstehst dann doch mehr Unterschied. Und man kann sich dem dann annähern, von welcher Seite spricht es mich am meisten an. Will ich es etwas Geheimnisvoller als Silhouette haben oder will ich praktisch das gnadenlos hartem Licht drauf. Man kann mit Licht auch etwas erschlagen. Zu viel Licht kann auch alles nehmen. Dann ist alles weiß.
Wenn etwas auf uns nicht schön wirkt kann es ach am Licht legen. Dann muss man entweder das Licht ändern oder seinen Standpunkt. Im Prinzip können wir drei Dinge verändern. Das erste ging nicht, das wäre dich. Wir könnten einfach sagen, geh mal bitte dorthin oder verändere die Pose. Oder ich wechseln als Fotograf die Position oder wir wechseln das Licht.

Hattest du ein Konzept oder einen Fokus neben dem Licht?

Ich wollte verhindert einfach nur eine veränderte Haltung abzulichten sondern schauen was für eine Aussage steckt in einer Pose. Kann man sie eher von unten oder von oben Fotografieren. Gibt es vielleicht ein Detail in einer Pose das für sie spricht oder interessant ist.
Ich dachte, bei dem Akt wäre es spannend mit Licht die Form des Körpers hervorzuheben, also mit Licht und Schatten in dem Fall.
Ich habe davor natürlich auch Respekt gehabt, besonders vor den Schatten. Man sieht die erst, wenn man das Bild gemacht hat und das dann zu verändern und man hat nur 90 Sekunden, dann geht das ganz schön schnell. Wenn man das Licht dann noch verändern will. Besonders da wir noch hart und weich Fotografiert haben entsteht schon eine Art Stress, im positiven Sinne.
Für mich gibt es folgende Aussage in der Fotografie:
So habe ich es gesehen. Die Malerei ist da anders die sagt ja nicht „so ist es gewesen“ sondern „so habe ich es mir vorgestellt“ oder „so stelle ich es mir vor“. Die Unterscheidet sich deshalb auch ganz stark von der Fotografie.
Früher wenn du ein gemaltes Bild gesehen hast, wusstest du nicht, ob es so war. Aber wenn du die Fotografie siehst, dann weißt du, ah ja so war das damals.

Aber auch die Fotografie zeigt mir doch nur das, was ich sehen soll?

Ja, so ist es im Leben ja auch. Ich kann zu dir herauf schauen oder auf dich herab schauen. Und das kannst du Fotografisch natürlich auch machen. Ich kann das Objekt der Betrachtung zerstören, z.B. hässlich darstellen oder ich kann es bewahren, fast beschützen. Also die Bildaussagen können total unterschiedlich sein vom gleichen. Was auch Interessant ist bei vielen Bilder ist die Bildunterschrift bzw. die Titel des Bildes.

Du meinst damit, wieviel Informationen ich dem Betrachter zusätzlich gebe?

Die Zusammensetzung eines Bildes läuft auf verschiedenen Ebenen. Die erste Ebene bist du, die zweite Ebene bin ich der dich betrachtet und ein Bild macht, und die dritte ist der der nachher das Bild das ich von dir gemacht habe betrachtet.
Das kann in der dritten Ebene etwas auslösen, weil die Pose den Betrachter an etwas erinnert ein Traumata oder etwas ganz schönes und dann sieht man in dem Bild was ganz anders oder empfindet das Bild anders.

Die Bilder sind links mit Blitz und rechts ohne Blitz aufgenommen. Es hängen nebeneinander die selben Posen unterschiedlich aufgenommen.

1. - 3. : 5 Minuten

4. : 20 Minuten

5. - 12. : 1,5 Minuten (links mit Blitz, rechts ohne Blitz)

13: 20 Minuten (beide)

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